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Von Empathie, Regelbrüchen und Weichenstellungen: das Energy Transition Game

Die Vermittlung der Energiewende ist zentraler Baustein von WindNODE. Im Rahmen der WindNODE Challenge 2019 erprobte Berlin Partner jüngst ein neues Format: das Energiewenderollenspiel. Ein Erfahrungsbericht.

Gut 35 Spielerinnen und Spieler waren in das CityLab Berlin gekommen, um für etwa fünf Stunden ihre Vorurteile über Ministerien, Energieversorger oder Netzbetreiber abzulegen und selbst in eine dieser Rollen im Energiesystem einzutauchen. So wurde der Wirtschaftsstudent zum überzeugten Umweltaktivisten, die Netzbetreiberin zur Beamtin im Innovationsministerium und der Texter zum knallharten Verkäufer innovativer Technologien.

Wie in der Wirklichkeit sitzen im Spiel letztlich alle im gleichen Boot: Die Gruppe sollte das Energiesystem in wenigen Jahren von vollständig fossiler Versorgung zur Klimaneutralität führen. Dazu mussten Wind- und Sonnenkraftwerke entwickelt und in den Markt gebracht werden. Zusätzlich benötigt: ein Blumenstrauß an Technologien, von denen viele in WindNODE derzeit real erprobt werden, darunter Speicher, Flexibilitäten und Smart Meter.

Sehr eindringlich war für viele Spielerinnen und Spieler die Erfahrung, die Mechanismen des Spiels bis zum Schluss nicht vollständig durchdringen zu können. Und das, obwohl sie gegenüber der Realität bereits stark vereinfacht sind. So blieb beispielsweise für den Technologieentwickler zwischen Gesprächen mit Energieversorgern und Fördermittelgebern kaum Zeit, sich vertieft mit den Regeln für Netzbetreiber auseinanderzusetzen.

Ein von der Spielleitung im Hintergrund bespielter Twitter-Feed sorgte dafür, dass die Spieler in Ausschnitten über wichtige Entscheidungen anderer Akteure informiert wurden:

Was zunächst für Frustmomente sorgte, wurde in der Diskussionsrunde nach Spielende sorgfältig aufgearbeitet: Das Überangebot an Information, die Undurchdringlichkeit bestimmter Mechanismen und der ständige Zeitdruck sind gezielt eingesetzte Elemente des Spieldesigns. Hier spiegelt sich die reale Welt: nicht einmal Experten haben Zeit, sich in alle Details der Energiewirtschaft einzuarbeiten. Jede Rolle kämpft mit eigenen Unsicherheiten.

Am Spielende war sich die Gruppe daher einig, nicht nur viel über die physikalischen Randbedingungen der Energiewende gelernt zu haben, zum Beispiel über schwankende Erzeugung aus Wind und Sonne. In Anbetracht der Unüberschaubarkeit des Gesamtsystems wurde deutlich, wie wichtig klare Kommunikation und Respekt vor den wirtschaftlichen und rechtlichen Zwängen anderer sind. So wurde beispielsweise ein Versorger überzeugt, seine Kraftwerke zum Allgemeinwohl kurzzeitig unwirtschaftlich zu betreiben. Zwei Runden später war das Unternehmen pleite.

Das Format des Rollenspiels wartet an dieser Stelle mit einem großen Mehrwert auf: anders als bei Brettspielen oder Simulationen kann die Spielleitung hier laufend eingreifen. Rollenspiele ermöglichen damit auch kreative Lösungen, die in der ursprünglichen Spielmechanik nicht vorgesehen sind. Hier kann ein Tech-Unternehmen einen Versorger übernehmen, eine Umwelt-NGO die Zentralbank blockieren, oder der Ministerpräsident ein Unternehmen verstaatlichen. Bei allem Respekt vor Regeln und Zwängen bleibt damit stets klar: abseits der Physik sind die Spielregeln im Energiesystem menschengemacht und können, falls nötig, geändert werden.

Eine der wichtigsten Lektionen, die das Spiel für Spielerinnen und Spieler bereithält, betrifft daher die Rolle der Politik. Erst wenn von oberster Stelle ein klares Ziel definiert wird, erst wenn die Weichenstellungen für alle ersichtlich sind, können Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft an einem Strang ziehen. Im Spiel – wie in der Wirklichkeit – ist die Zeit für große Entscheidungen gekommen.

Das Energy Transition Game wurde am 24.10.2019 im Rahmen der WindNODE Challenge 2019 von Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie veranstaltet. Mehr über das dahinterliegende Spielsystem erfahren Sie hier.

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