Auf dem Weg zur Modellregion für erfolgreichen Strukturwandel

Bundestag und Bundesrat haben am 3. Juli 2020 den gesetzgeberischen Weg zum Ausstieg aus der Kohleverstromung bis spätestens Ende 2038 bereitet. Um daraus eine „Just Transition“, einen gerechten und erfolgreichen Strukturwandel, zu machen, werden die betroffenen Regionen mit 40 Mrd. Euro Bundesmitteln unterstützt. Zwei der drei Regionen, die Lausitz und das Mitteldeutsche Revier, liegen im WindNODE-Gebiet. Wir engagierten uns nach Kräften, die Chancen des Strukturwandels zu ergreifen und den Regionen dabei zu helfen, Modellregionen für das dekarbonisierte Energiesystem der Zukunft zu werden. WindNODE lieferte Blaupausen dafür, wie lebendige Unternehmensnetzwerke in der Energiewende etabliert werden, erfolgreiche Innovationen entstehen und unsere Region damit ihre Energiekompetenzen ins beste Licht rückt. Auf dieser Seite präsentieren wir einige unserer Aktivitäten für die Transformationsregionen.

1. Lausitz-Konferenz zu Strukturwandel und Energiewende, 09.09.2019

“Gemeinsam für die Exzellenzregion Lausitz – Weichenstellungen für erfolgreichen Wandel” – unter diesem Motto fand am 9. September 2019 die 1. Lausitz-Konferenz zu Strukturwandel und Energiewende in Schwarze Pumpe bei Spremberg statt. Veranstaltet vom Ministerpräsident des Landes Brandenburg, dem IKEM (Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität) sowie WindNODE hatte die Konferenz zum Ziel, den Dialog über einen erfolgreichen Strukturwandel zu initiieren. Es wurden bewährte Ideen aus erfolgreichen Transformationsprozessen vorgestellt und konkrete Ansätze für die Lausitz erarbeitet. Außerdem diente die Konferenz der Vernetzung von Akteuren, die in Zukunft eine jährliche Fortsetzung als Gesprächsplattform finden soll.

Alle Fotos: © WindNODE/ Frank Woelffing

Die rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft ermöglichten einen vielseitigen Austausch über den Weg der Lausitz zur europäischen Modellregion für erfolgreiche Strukturentwicklung. Zehn Unternehmen, darunter die WindNODE-Partner 50Hertz, enersis, ENERTRAG, IBAR Systemtechnik, das ILK Dresden, Vattenfall und Lumenion ließen den Worten unmittelbar Taten folgen und überreichten der Landesregierung von Brandenburg das „Lausitz-Memorandum für Nachhaltigkeit, Innovation und Arbeitsplätze“. Darin heißt es:

„Die unterzeichnenden Unternehmen glauben an die Chancen der Lausitz. Wir wollen ihre Wirtschaftskraft stärken und moderne Arbeitsplätze in zukunftsorientierten Branchen sichern und neu schaffen.“

Das Memorandum nennt zahlreiche konkrete Projekte, die die unterzeichnenden Unternehmen in der Lausitz anstreben, von einer Wasserstoff-Drehscheibe über das kommunale Energiemanagementsystem (KEMS) bis hin zum Aufbau einer Speicherkernfertigung für Hochtemperatur-Speicheranlagen. Nicht Teil des Memorandums, aber Gegenstand lebhafter Diskussion auch im Nachgang zur Konferenz war der Vorschlag, ein vollständig regenerativ versorgtes Großrechenzentrum inklusive Abwärmenutzung zu errichten.

Doch Strukturwandel ist kein Selbstläufer – auch das stellten die Unternehmen klar und erinnerten daran, dass für das Gelingen solcher Vorhaben die Menschen aus der Region, das Unternehmertum und die Politik zusammenstehen müssen:

„Die Lausitz benötigt Investitionen in CO2-freie Energieerzeugung, eine leistungsfähige Verkehrs- und Dateninfrastruktur, einen innovationsfreundlichen regulatorischen Rahmen sowie eine exzellente Managementorganisation, welche die Strukturentwicklung vorantreibt und die Region national ebenso wie international ins beste Licht setzt.“

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Just Transition Studie IKEM

Erfolgsfaktoren des Strukturwandels – internationale Fallstudien für eine gelungene Transformation in Kohleregionen

Viele Kohleregionen auf der Welt stehen vor ähnlichen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen. Trotz regionaler Unterschiede können Regionen im Transformationsprozess daher von einem Austausch über ihre Erfolge und Herausforderungen bei der Dekarbonisierung profitieren. Dabei spielt das Konzept der Just-Transition (engl. „gerechte Transformation“) eine wichtige Rolle: Die Idee der Just-Transition beruht auf der Annahme, dass eine derartige Transformation des regionalen Energie- und Wirtschaftssystems nur mit breiter Unterstützung, aktivem Engagement und Beteiligung von Bürger*innen bewältigt werden kann. Damit eine zukunftsfähige Wirtschaft entstehen kann, müssen hierfür insbesondere diejenigen in den Transformationsprozess eingebunden werden, die von den Umwälzungen am stärksten betroffen sind. Eine Just-Transition soll die negativen Auswirkungen des Kohleausstiegs in betroffenen Regionen verringern und neue grüne Sektoren, gut bezahlte und bedeutsame Arbeitsplätze sowie resiliente und lebenswerte Nachbarschaften schaffen. Im Mittelpunkt einer solchen Just-Transition steht ein gut organisierter, inklusiver und fairer Transformationsprozess, der von einem respektvollen und umfassenden sozialen Dialog auf allen Ebenen begleitet wird.

Zu diesem Zweck erforscht das Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) im Rahmen von WindNODE derzeit, ausgehend von der deutschen Braunkohleregion Lausitz, Transformationsprozesse in verschiedenen aktuellen und ehemaligen Kohleregionen weltweit. IKEM entwickelt ein Handbuch, das bei der Energiewende in der Lausitz und anderen Kohleregionen als Leitfaden herangezogen werden kann.

Im Mittelpunkt der „Just-Transition-Studie" stehen regionale Fallstudien, in denen die Treiber des Strukturwandels, Instrumente zur Förderung von Transformationsprozessen und Erfahrungen mit der praktischen Umsetzung analysiert werden. Die Studie untersucht eine breite Palette von Instrumenten. Diese können die betroffene Regionen dazu nutzen, eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung und die Schaffung von Arbeitsplätzen zu fördern, Akzeptanz- und Identitätsfragen zu adressieren und eine breite Beteiligung der Transformation zu einem nachhaltigen Energiesystem zu gewährleisten. Diese Instrumente reichen von Finanzierungsmodellen, regulatorischen Instrumenten, technischen Innovationen und Geschäftsmodellen bis hin zu partizipatorischen Formaten, sozialen Innovationen und Governance-Modellen. Die Expertise und Erfahrungen von einem breiten Spektrum an Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Forschung und Bildung sind daher ein wichtiger Bestandteil der Fallstudien.

Die Ergebnisse der Fallstudien werden mit erfolgreichen Ansätzen aus WindNODE verknüpft und in einem Handbuch zusammengefasst, welches regionale politische Entscheidungsträger*innen und Interessenvertreter*innen für die Umsetzung erfolgreicher Transformationen in Kohleregionen nutzen können. Das Handbuch wird folgende Komponenten enthalten:

1. eine "Just Transition Toolbox" für Kohleregionen mit Best Practice-Beispielen, wichtigen Erfahrungswerten und inspirierenden Transformationsgeschichten,

2. einen Fahrplan für die Energiewende in der Lausitz mit praxisorientierten Empfehlungen, die auf spezifische regionale Stärken und Herausforderungen zugeschnitten sind, und

3. Empfehlungen zur Erleichterung einer gerechten Transformation durch Änderungen des regulatorischen und politischen Rahmens auf verschiedenen Ebenen.


Im Rahmen der „Just Transition-Studie“ hat das IKEM Regionalprofile erstellt, die die Chancen und Herausforderungen für die Energietransformation in ausgewählten Fallstudienregionen erfassen. Die Regionalprofile heben die Vielfalt der Transformationspfade hervor und weisen auf mögliche bewährte Praktiken hin, die in der „Just Transition-Studie" eingehender analysiert und in einem Handbuch zusammengestellt werden sollen. Die Profile spiegeln die vorläufigen Forschungsergebnisse wider und dienen als Grundlage für den Austausch mit regionalen Akteuren.

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